Der Ursprung der Dainbacher Musikkapelle entstand an Weihnachten 1946. Die Heimatvertriebenen Hauptlehrer Josef Pummer und Peter Klement spielten auf ihren mitgebrachten, geliebten Flügelhörnern Weihnachtslieder in der Kirche. Der ergreifende Klang der Flügelhörner ging den Zuhörern so zu Herzen, dass man im Dorf nur noch von diesem Ereignis sprach. Immer wieder wurde Herr Pummer angesprochen, wie man dieses Ereignis wiederholen oder vielleicht auch noch ausweiten könnte.
Bald kristallisierte sich der Wunsch heraus, man könnte doch auch andere anlernen, um so einen größeren Klangkörper zustande zu bringen. Aber wo sollte man in der schweren Nachkriegszeit Instrumente beschaffen? Für die damalige Reichsmark war nichts mehr zu bekommen. Hier aber setzen freiwillige Helfer ein.
Hier müssen vor allem Josef Kilian, Josef Deubel und Josef Rüger genannt werden, die unermüdlich waren und keine Mühe scheuten um Instrumente herbei zu schaffen, auch wenn es manchmal furchtbare Scherben waren. Aber ohne Tauschware wie Butter, Schinken, Mehl, Kartoffeln oder Kleesamen war nichts zu machen. Für eine gebrauchte Klarinette brauchte man 2 Zentner Kartoffeln, einen halben Zentner Mehl und einen Schinken.
Oft brauchte man noch Tauschware für die Reparatur. Aber keine Hürde war zu schwierig, die Helfer und Spender brachten alles fertig. Die Beschaffung der Instrumente war wirklich ein Gemeinschaftswerk.
Nun ging es an die Proben. Herr Pummer und Herr Klement waren unermüdlich. Im März 1947 konnten die Proben aufgenommen werden. Man probte fast jeden Abend und wer ein Instrument hatte konnte mitproben. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber der Idealismus siegte. Am 1. Mai 1947 stiegen klammheimlich 9 Spieler auf den Hardberg und spielten "Der Mai ist gekommen" und andere Lieder, für die Herr Pummer die Noten selbst von Hand geschrieben hatte. Damals gab es ja auch keine Noten zu kaufen.
Dieser erste öffentliche Auftritt löste eine Begeisterung im Dorf aus. Der Bann war gebrochen und die Musiker probten und musizierten emsig weiter. Eine schöne und liebenswerte Sitte hatte sich bald entwickelt. Ab Sommer 1947 wurde jeder Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft mit einem Ständchen empfangen. Hierzu fand sich jedes Mal die gesamte Einwohnerschaft ein. Seit jener Zeit lässt die Musikkapelle an jedem Heiligabend die Weihnachtslieder vom Hardberg über das stille Dorf erklingen.
Bald wurden Stimmen laut, man sollte der Musikkapelle einen Rückhalt in der Bevölkerung geben. So beschloss man, einen Musikverein zu gründen, damit die Freunde und Helfer auch dazugehörten.
Am 8. August 1948 war es dann soweit. Die Musiker und Musikfreunde fanden sich zur Gründungsversammlung beim "Rosswirt" ein um den "Musikverein Dainbach" aus der Taufe zu heben und die Vereinsstatuten festzulegen. Diese mussten ja damals noch von der Militärregierung genehmigt werden. Hierzu mussten die Vorstandsmitglieder einen "Entnazifizierungsbescheid" mit vorlegen.
Die Versammlung wählte Josef Kilian zu ihrem 1. Vorstand. Als Schriftführer wurde Erwin Müller, als Kassenwart wurde Helmut Müller gewählt. Bei der Gründungsversammlung bestand die Kapelle bereits aus 11 Dainbacher Musikern. Dies waren: Josef Pummer, Peter Klement, Josef Kilian, Erwin Müller, Ferdinand Hollerbach, Josef Hefner, Ernst Müller, Adolf Hollerbach, Helmut Müller, Erich Deubel und Engelbert Behr, sowie Franz Zupfer aus Schweigern. Als passive Mitglieder ließen sich spontan 26 Musikfreunde eintragen, die mit Beiträgen, Geld- und Sachspenden dem Musikverein Rückhalt gaben und bei Veranstaltungen als freiwillige Helfer bereitstanden.
Der Grundstein für den "Musikverein Dainbach" und die Kapelle war gelegt. Man blieb jedoch nicht stehen, sondern plante gleich ein Musikfest, das dann am 19. Juni 1949 gefeiert wurde. Es war das erste Musikfest im Landkreis Tauberbischofsheim, das nach dem Kriege stattfand. Es spielten 9 Musikkapellen um den vom Musikverein Dainbach gestifteten Wanderpokal um die Wette. Das Preisgericht sprach den Pokal der Musikkapelle Oberlauda zu.
Die Musiker nahmen jede Gelegenheit wahr und umrahmten die Geschehnisse des Ortes. Bei der Konfirmation, bei der Erstkommunion, bei den Flur- und Fronleichnamsprozessionen in Unterschüpf, beim Volkstrauertrag, bei Beerdigungen wie auch bei Hochzeiten gab es immer Gelegenheiten, die Feiern mitzugestalten.
Doch jäh kam der erste Frost über die noch so junge Musikkapelle. Der Dirigent und Gründer Josef Pummer, den man doch den Motor der Kapelle nennen konnte, wurde schon 1951 als Hauptlehrer nach Boxberg versetzt. Man gönnte ihm den Aufstieg, aber die Musiker waren nun auf sich allein gestellt und mussten damit fertig werden.
Vorstand Josef Kilian, der die Dirigentenstelle übernahm, verstand es prächtig, die Musiker mitzureißen und die Kapelle konnte auch auf auswärtigen Festen mitspielen. Um Nachwuchs für die Kapelle zu bekommen hielt Vorstand Kilian Kurse für Blechbläser ab. Mit mehreren Blockflötenkursen wurde durch Engelbert Behr Nachwuchs für die Klarinettisten ausgebildet.
Als der Vorsitzende Josef Kilian aus Gesundheitsgründen seine Ämter aufgeben musste, wählte die Generalversammlung 1960 das Gründungsmitglied Engelbert Behr als Nachfolger und Dirigent. Der seit 1952 tätige 2. Vorstand Oskar Müller, sowie Schriftführer Erwin Müller und Kassenwart Helmut Müller wurden bei den Vorstandswahlen wiedergewählt. Nun bestand der Musikverein aus 17 aktiven und 37 passiven Mitgliedern zu denen noch die Flötengruppe zählte.
Aus der Flötengruppe entwickelte sich unter Leitung von Reinhold Kilian und Josef Hefner eine Jugendkapelle, der folgende Musiker angehörten: Rudolf, Peter und Rudi Hollenbach, Frank Rosenkranz, Leo Wirsching, Bernhard Deißler, Manfred Eiselein, Siegfried Schirk und Walter Frank.
Im Jahr 1961 schloss sich der Musikverein Dainbach dem Volksmusikverband Odenwald-Bauland an. Dieser Schritt hat der Kapelle zum Aufstieg verholfen. Durch intensives Proben konnte die Kapelle schon 1962 am Verbands-Wertungsspiel in Neckarsteinach teilnehmen und konnte einen beachtlichen 2. Rang erzielen.
Das 20jährige Jubiläum des Musikvereins wurde 1968 mit einem Musikfest mit Heimattag und Kinderfest gefeiert. Es nahmen 18 Musikkapellen daran teil. Das gab der Kapelle neuen Aufschwung. 3 Mädchen und 11 Burschen aus der Flötengruppe lernten Instrumente. Nun war die Zahl der aktiven Musiker auf 30 gewachsen. Leider mussten viele aktive Musiker nach ihrer Lehrzeit abwandern, da es hier zu wenig Arbeitsplätze gibt. So ist der Musikverein immer wieder gezwungen, von Neuem junge Musiker heranzubilden.
Die folgenden Jahre waren auch für die Musikkapelle nicht leicht. Auch in Dainbach hatte sich in den 60er Jahren ein gesellschaftlicher Wandel von der ländlichen Dorfgemeinschaft hin zu Industrie- und Erwerbsgesellschaft vollzogen. Viele Musiker zogen weg und die Beanspruchung aus Beruf und Landwirtschaft schränkten auch den wenigen Freiraum der Musiker mehr und mehr ein. Doch die Musiker schafften es in den folgenden Jahren die Musikkapelle durch ihre musikalische Arbeit am Leben zu erhalten.
Zum großen silbernen Jubiläumsfest mit Heimattag im Jahre 1973 konnten die Musiker endlich die langersehnten Uniformen in Empfang nehmen. Das Fest wurde ein großer Erfolg und ließ alle Mühen vergessen. Über 20 Musikkapellen verwandelten Dainbach in ein klingendes Dorf. Die Folge war ein neuer Zustrom von begeisterten Jungmusikern. Gleichzeitig konnte die Kapelle öfter in Bad Mergentheim in der Wandelhalle und im Kurpark musizieren, wodurch sie weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde. So war es eigentlich ein ganz normaler Vorgang, dass 1973 die Vereinssatzung überarbeitet und der Musikverein in das Vereinsregister eingetragen wurde. Damit änderte sich der Name in "Musikverein Dainbach e.V.". Somit waren für 34 Musikerinnen und Musiker in der Kapelle die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit gegeben.
Im Jahre 1976 musste Dirigent Engelbert Behr seinen Taktstock aus der Hand legen, da ein altes Kriegsleiden ihn zur Aufgabe zwang. Glücklicherweise konnte Franz Zupfer, der schon 1948 am Aufbau der Kapelle beteiligt war, als Dirigent gewonnen werden. Unter seiner Leitung bis 1984 konnte die Musikkapelle zu neuen Höhen geführt werden. Auch seine Führung als Vorstand musste Engelbert Behr krankheitshalber abgeben, worauf die Generalversammlung 1978 Rudolf Müller zum neuen Vorstand wählte, der seit dieser Zeit die Geschicke des Vereins leitet.
In dieser Zeit hat Vorstand Rudolf Müller das "Dainbacher Dorffest" eingeführt, wobei ihm seine Frau Friedhild zur Seite steht und viel Arbeit und Organisation abnimmt. Das Dainbacher Dorffest, das seither fast jährlich veranstaltet wurde, wird auch von den Einwohnern der Umgebung und den abgewanderten Dainbachern gerne besucht und mitgefeiert.
Als Franz Zupfer wegen Krankheit den Taktstock niederlegen musste, übernahm Vorstand Rudolf Müller auch das Dirigentenamt, wobei er zeitweise von Reinhold Kilian vertreten wurde.
Das 40jährige Jubiläum des Musikvereins wurde 1988 mit einem großen Festakt im Dorfgemeinschaftshaus gefeiert. In der Festansprache ging der langjährige Vorstand Engelbert Behr auf die Anfänge und Entwicklung des Musikvereins ein, die trotz mancher Rückschläge durch unermüdliche Arbeit stets nach oben führte.
Bei der Ehrung konnten 14 passive Gründungsmitglieder mit der goldenen Ehrennadel des Vereins ausgezeichnet werden. Viele aktive Musiker wurden für langjähriges aktives Musizieren mit Ehrennadeln des Vereins geehrt. Von den aktiven Gründern konnte der Bassist Josef Hefner als einziger für 40 Jahre aktives Spielen ausgezeichnet werden.
Der Vorsitzende Rudolf Müller ging auf das Engagement der Ausbilder ein, die sich voll in den Dienst der edlen Musica stellen. Ohne diese wäre der hohe Ausbildungsstand der Musiker nicht möglich. Ihr Verdienst ist es auch, dass zu dieser Zeit 10 Prozent der Einwohner von Dainbach aktive Musiker waren.
Mit Hans Engert konnte 1989 ein neuer Dirigent gefunden werden, der die Kapelle mit Umsicht und Tatkraft zu neuen Höhen führte. In glanzvollen Konzerten zeigte er, was die Musiker in den intensiven Proben erarbeitet hatten. Durch seine 5jährige Dirigententätigkeit bis 1994 hat er in unermüdlicher Ausbildungsarbeit das Erscheinungsbild der Kapelle wesentlich geprägt.
Inzwischen hatte sich Ulrich Herbst, der schon 1990 von einem Prüfungsgremium das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold erspielt hatte, durch Lehrgänge und Prüfungen zum Dirigenten ausbilden lassen. So übernahm er mit jugendlichem Elan die Kapelle. Leider zwang ihn sein Beruf 1995 zum Umzug nach Karlsruhe.
Die Kapelle blieb glücklicherweise nicht lange ohne Dirigent. Und so kann man es als Glücksfall bezeichnen, dass Walter Kinzel 1995 für die Leitung der Kapelle gewonnen werden konnte. Unter seiner Leitung konnte das hohe musikalische Niveau verbessert und zu einer leistungsstarken Gemeinschaft geformt werden.
Beim 50jährigen Jubiläumsfest, dass 1998 gefeiert wurde, hält der Musikverein Dainbach nicht nur Rückschau auf die musikalische und gesellschaftliche Arbeit und Leistungen des vergangenen halben Jahrhunderts. Man denkt an diesem Zeitpunkt auch an die Zukunftsperspektiven des Vereins und der Musikkapelle. Mit 22 aktiven Musikern hat die Blaskapelle eine gute personelle Basis. Mit 7 Nachwuchsmusikern, die sich beim Musikverein in Ausbildung befinden, ist auch die musikalische Zukunft gesichert.
Diese Bilanz ist sicher ein stolzes Ergebnis für den Musikverein, der sich in fünf Jahrzehnten in dem kleine, etwa 380 Einwohner zählenden Bad Mergentheimer Stadtteil Dainbach zum bedeutenden Kulturträger entwickelt hat.
Mit einem breiten musikalischen Repertoire, das von Kirchenmusik über Marschmusik und konzertanter Blasmusik bis hin zu moderner Rock- und Popmusik reicht, hat die Kapelle die Möglichkeit ein breites Spektrum an Auftritten wahrzunehmen.